Baumschnitt

Baumschnitt

Die Meinungen darüber, ob und wie umfangreich ein Baumschnitt erforderlich ist, gehen vor allem unter Hobbygärtnern teils weit auseinander. Sofern die Entscheidung für einen solchen Rückschnitt fällt, gilt es dabei einige Aspekte zu berücksichtigen. Welche Gründe für einen Baumschnitt sprechen, welche Werkzeuge du hierfür benötigst und wie du dabei konkret vorgehst, erfährst du in diesem Beitrag:

Gründe für die Durchführung eines Baumschnitts

Mit der Durchführung eines Baumschnitts wird sichergestellt, dass die Pflanze mit ausreichend Sauerstoff und Licht versorgt wird. Dadurch wird außerdem der Entstehung eines Pilzbefalls vorgebeugt. Weiterhin unterstützt ein Rückschnitt das Wachstum dicker und stabiler Äste, sodass der Baum kontrolliert wächst und eine optisch ansprechende Krone ausbildet.

Morsche, kranke und abgestorbene Äste entwickeln sich häufig zu Brutstätten für Krankheiten und drohen früher oder später von selbst abzubrechen. Bei älteren Bäumen kann sich die Krone außerdem zu groß, zu breit oder zu dicht entwickeln, was wiederum eine erhöhte Luftfeuchtigkeit im Mikroklima deines Gartens begünstigen kann. Dies äußert sich in einem dichten Moosbewuchs an Stamm und Ästen.

Darüber hinaus ist ein Baumschnitt unvermeidbar, wenn ein Baum zu viel Schatten wirft oder dessen Äste gegen die Hauswand wachsen.

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend

Nicht alle Bäume benötigen einen regelmäßigen Rückschnitt. Bei Ziersträuchern gilt ein jährlicher Rückschnitt als sinnvoll, um die gewünschte Form aufrechtzuerhalten. Bei Obstbäumen gilt hingegen ein Baumschnitt im Abstand von vier bis sechs Jahren als ausreichend. Zur Vermeidung von Fehlwuchs werden junge Bäume häufiger gezielt bearbeitet.

Je nachdem, welche Baumschnittmaßnahmen erfolgen sollen, nimmt die jeweilige Jahreszeit einen entscheidenden Einfluss auf die erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens.

Sommer

Die warmen Sommermonate bringen den Vorteil mit sich, dass die Wundheilung schneller erfolgt. Somit ist der Sommer die ideale Jahreszeit dazu, um Baumkronen auszulichten und senkrechte Wasserschosse zu entfernen.

Ab August solltest du allerdings von größeren Baumschnittmaßnahmen absehen, da Bäume zu diesem Zeitpunkt damit beginnen, wichtige Nährstoffe von den Blättern in die Wurzeln zu verlagern. Werden dabei zu große Mengen Laub entfernt, schwächt dies den Baum.

Herbst

Sobald die Bäume im Herbst ihr Laub abgeworfen haben, ist die Form der Baumkrone gut zu erkennen. Dies ermöglicht eine gezielte Vorgehensweise bei der Durchführung entsprechender Schnittmaßnahmen.

Spätwinter

Der Spätwinter beläuft sich auf den Zeitraum von Januar bis Anfang März. Dies ist der ideale Zeitpunkt, um einen Schnitt an Kugelbaum, Stein-, Kern-, und Beerenobst vorzunehmen. Denn diese besitzen nun zahlreiche gespeicherte Reservestoffe.

Bei „blutenden Bäumen“ wie Birke, Walnuss und Ahorn tritt unmittelbar nach dem Baumschnitt oder im Zuge von Rindenverletzungen eine Flüssigkeit aus. Diese besteht aus gelöstem Zucker, Aminosäuren und Mineralstoffen. Da der Wundverschluss zu Beginn der Vegetation zuverlässig funktioniert, solltest du diese Baumarten am besten direkt nach dem Blattaustrieb im Frühjahr zurückschneiden. Denn wenn sich ein Baum im Wachstumsstadium befindet, kann dieser grundsätzlich besser mit Verletzungen umgehen.

Wichtig ist, dass du den Baumschnitt stets an einem trockenen und frostfreien Tag durchführst.

Gesetzliche Vorgaben und Vogelschutz

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die es im Rahmen von Baumschnittarbeiten zu berücksichtigen gilt, sind im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verankert. Daraus geht hervor, dass im Zeitraum von 01. März bis zum 30. September ein radikaler Rückschnitt von Hecken und Gehölzen untersagt ist.

Sofern im Gehölz keine Vögel brüten und sich keine anderen Tiere darin aufhalten, sind Form- und Pflegeschnitte sowie notwendige Maßnahmen zur Verkehrssicherung das ganze Jahr über erlaubt.

Achtung!

Einzelne Gemeinden definieren darüber hinaus ihre eigenen Baumschutzsatzungen, weshalb du dich vorab unbedingt rückversichern solltest.

Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht sind Grundstücksbesitzer dazu verpflichtet, die von Bäumen ausgehenden Gefahren zu verhindern. Somit sind tote Äste unbedingt zu entfernen sowie Bäume auf ihre Standsicherheit zu überprüfen. Bei Unsicherheiten ist ein Baumpfleger zu kontaktieren.

Welche Baumschnitt Arten sind zu unterscheiden?

Grundsätzlich sind insgesamt vier verschiedene Baumschnitt Arten zu unterscheiden. Jede Maßnahme zeichnet sich dabei durch ihre eigenen Schwerpunkte aus:

Pflanzschnitt: Um das Anwachsen junger Bäume und die Ausbildung der Krone zu unterstützen, kann sich ein Pflanzschnitt bei frisch ausgepflanzten Bäumen als durchaus sinnvoll erweisen. Möglich ist beispielsweise die Kürzung auf einen Haupt- und maximal drei Nebentriebe.

Formschnitt: Diese Maßnahme zielt darauf ab, Sträucher und Büsche die gewünschte Form zu verleihen. Dabei wird die Krone reduziert sowie der Wuchs begradigt. Störende und / oder über Kreuz wachsende Äste werden außerdem entfernt. Durch das sogenannte Aufasten lässt sich Platz schaffen.

Ertragsschnitt: Um einen höheren Ernteertrag zu erzielen, ist ein regelmäßiger Schnitt an Obstbäumen notwendig. Entferne beim Auslichten der Krone oberflächliche Triebe. Bei Apfelbäumen sind herunterhängende, verästelte Triebe hinter einem jüngeren Seitentrieb abzuschneiden.

Entlastungsschnitt: Hierbei werden Äste und Zweige entfernt, welche durch Sturm, Schneebruch oder Schädlingsbefall geschädigt wurden. Äste, die für ein Ungleichgewicht sorgen, sind ebenfalls inbegriffen. Die Versorgung entstandener Baumschnittwunden erfolgt mit Baumwachs oder einem anderen bewährten Mittel.

So gehst du bei einem Baumschnitt vor

Ein radikaler Rückschnitt ist lediglich in den seltensten Fällen erforderlich. Form- und Pflegeschnitte verleihen Bäumen allerdings ein gesünderes Erscheinungsbild, regen das Wachstum an und steigern den Ernteertrag. Konkret umfasst der klassische Rückschnitt die vier folgenden Schritte:

1.   Ast ansägen

Halte den Ast gut fest und säge diesen mit etwa 20 cm Abstand vom Stamm entfernt von unten bis zur Mitte an. Gelingt es dir nicht, den Ast aufgrund dessen Länge festzuhalten, solltest du diesen zuerst noch weiter vom Ast entfernt absägen. Dadurch wird der Ast handlicher.

2.   Ast absägen

Setze nun von oben wenige cm links oder rechts vom unteren Schnitt an und säge, bis der Ast schließlich abbricht. Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil dass die Rinde lediglich bis zum unteren Schnitt einreißt. Bei langen Ästen kann es zunächst notwendig sein, diesen Schritt mehrmals zu wiederholen. Indem du den Ast Stück für Stück absägst, gewinnst du mehr Kontrolle.

3.   Stumpf absägen

Abschließend sind verbleibende Aststummel dicht am Astring entlang abzusägen. Führe diese Maßnahme von oben nach unten in einem Zug durch. Setze die Säge am besten leicht schräg vom Stamm entfernt an und stütze den Stumpf beim Sägen mit einer Hand ab. Dadurch lässt sich dieser sauber abtrennen, ohne nach unten hin abzuknicken. Bei besonders dicken Stummeln ist es sinnvoll, diese zusätzlich von unten einzusägen.

Das saubere Abtrennen von Ästen am Stamm oder Seitentrieb ist wichtig, damit keine sogenannten Huthaken zurückbleiben, Denn solche Aststummel sterben mit der Zeit ab und bilden für Schaderreger eine Gelegenheit, einzudringen. Dies hat wiederum die Entstehung von Fäulnis zur Folge.

4.   Wundversorgung

Glätte die Schnittflächen mit einem scharfen Messer, um dem Ausfransen der Rinde entgegenzuwirken. Da scharfe Sägen glatte Flächen hinterlassen, sind keine weiteren Maßnahmen für den Wundverschluss zu ergreifen.

Welche Werkzeuge werden benötigt?

Um den geplanten Baumschnitt fachgerecht vornehmen zu können, benötigst du ein bestimmtes Schneidwerkzeug. Hierzu gehören diese Utensilien:

Gartenschere: Um dünne Zweige abzutrennen, ist eine herkömmliche Gartenschere ausreichend.

Astschere: Mit einer Astschere gelingt es dir, dickere Äste bis zu einem Durchmesser von drei Zentimeter abzutrennen. Modelle mit Getriebemechanismus ermöglichen es, dickere Zweige abzutrennen. Um Arbeiten an frischem Holz zu verrichten, sind Astscheren mit Bypass-Schneidtechnik die erste Wahl. Diese ermöglichen einen basisnahen Schnitt, indem beide Klingen aneinander vorbeigleiten. Auf diese Weise bleiben keine Zweigstummel zurück.

Bei höheren Bäumen solltest du Astscheren mit einem Stiel verwenden. Der Scherenkopf befindet sich an einem langen Stiel und wird am Stielende über einen Mechanismus betätigt. Eine Leiter ist somit nicht notwendig.

Baumsäge: Eine Baumsäge ermöglicht das Abtrennen von besonders dicken Ästen. In dichtem Geäst erweist sich eine Klappsäge als vorteilhaft. Modelle, welche auf Zug arbeiten, bleiben in feuchtem Holz nicht stecken und hinterlassen saubere Schnitte.

Weitere Tipps rund um den Baumschnitt

Neben dem richtigen Werkzeug und der eigentlichen Durchführung solltest du im Rahmen deines Baumschnitts diese Tipps berücksichtigen:

Aufasten

Diese Maßnahme ist hilfreich, wenn sich zahlreiche Seitentriebe am Stamm befinden. Diese werden beim Aufasten freigelegt, sodass der Baum weniger wuchtig erscheint. Schneide die Äste in Kopfhöhe zurück. Behalte dabei allerdings stets die Proportionen deines Baumes im Blick. Stehen Stamm und Volumen der Krone im Ungleichgewicht zueinander, solltest du Letztere teilweise auslichten.

Auf Außenauge schneiden

Seitentriebe werden nicht vollständig abgetrennt, sondern über einem Auge eingekürzt. Dies führt dazu, dass ruhende Knospen reaktiviert werden. Dies hat zur Folge, dass das letzte Auge vor der Schnittstelle am stärksten austreibt und in die Richtung zeigt, in welche der neue Ast wachsen soll. Somit lässt sich die Wuchsrichtung gezielt festlegen.

Setze die Schere schräg und gleichzeitig einige Millimeter neben einer Knospe an, die sich auf der Unterseite des Triebes befindet. Ein zu knapper Schnitt führt dazu, dass die Knospe vertrocknet und das nächstgelegene Auge austreibt. Auf oberseitigen Augen sind Seitenäste und Zweie nicht einzukürzen, da die Triebverlängerung andernfalls zu steil nach oben wächst.

Verjüngung von Fruchtholz

Für Apfel- und Birnbäume gilt, dass die Ausbildung der besten Früchte an zweijährigen Blütentrieben erfolgt. Aus diesen entsteht schließlich neues Fruchtholz. Überalternde Zweige tragen zunehmend weniger Früchte und neigen sich schließlich in Richtung Boden. Um die Bildung von neuem Fruchtholz anzuregen, empfiehlt es sich, herunterhängende, stark verästelte Fruchttriebe hinter einem jüngeren vitalen Seitentrieb zu entfernen.

FAQ

Wann darf man Bäume schneiden?

Grundsätzlich sind Schnittmaßnahmen an Bäumen im Zeitraum vom 01.10. bis zum 28.2. erlaubt. Danach gilt die gesetzliche Vogelschutzzeit, in welcher kein radikaler Rückschnitt vorgenommen werden darf. Form- und Pflegeschnitte sowie notwendige Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherung sind allerdings durchgehend gestattet. Ein radikaler Rückschnitt kann ab Oktober durchgeführt werden.

Worauf ist bei der Entsorgung von Baumschnitt zu achten?

Die Entsorgung von Baumschnitt im eigenen Garten gilt grundsätzlich als die erste Wahl. In kleingesägtem Zustand lässt sich dieser als Brennholz verwerten. Indem du Schnittgut mit einem Häcksler verarbeitest, kannst du wertvolles Material für deinen Kompost sowie zum Mulchen gewinnen. Aus Ästen und Zweigen kann eine Benjeshecke angelegt werden.

Wie viel darf man einen Baum kürzen?

Bäume dürfen großzügig gekürzt werden. Als Faustregel gilt, dass mindestens ein Drittel des Triebes und Obstbäume sogar bis zur Hälfte gekürzt werden dürfen.

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