Pilze im Gewächshaus züchten – Anleitung und Tipps
In einem Gewächshaus gedeihen verschiedene Speisepilze wie Igelstachelbart, Austern- und Buchenpilze. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Pilzkultur anzulegen und wie gehst du dabei konkret vor? All dies erfährst du im folgenden Beitrag.
Zeitpunkt und Bedingungen
Fernab der regulären Pilzsaison im heimischen Garten besteht die Möglichkeit, Speisepilze im Gewächshaus anzubauen. Da Pilze besonders sensibel auf hohe Temperaturen reagieren, ist die kalte Jahreszeit bestens geeignet. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus sowie eine konstante Umgebungstemperatur schaffen optimale Voraussetzungen für die Pilzzucht. Wichtig ist, dass du die Raumtemperatur stets im Blick behältst, damit die Pilzkultur keinen Schaden durch Überhitzung nimmt. Direkte Sonneneinstrahlung ist unbedingt zu vermeiden. Darüber hinaus ist eine ausreichende Belüftung sicherzustellen.
Tipp:
Wärmeliebende Pilzarten wie Braunkappen, Rosenseitlinge und Pioppino Pilze fühlen sich im Gewächshaus besonders wohl.
Welche Vorteile bringt ein Zimmergewächshaus für die Pilzkultur mit sich?
In einem Zimmergewächshaus herrschen konstante Temperaturen und Feuchtigkeitswerte, sodass sich dieses bestens für die Anlage einer Pilzkultur eignet. Das Zimmergewächshaus sollte eine ausreichende Größe besitzen, sodass sich die Pilze gut um die Pilzkultur herum entwickeln können. Die Fruchtkörper von weißen und braunen Champignons reifen im Zimmergewächshaus besser als im Freiland heran. Indem du diese kompakte Einrichtung nach einigen Wochen an einen dunklen Platz stellst, lässt sich unter Umständen eine Ertragssteigerung erzielen.
Im Handel sind bereits vorkultivierte Pilzsets mit einem gut entwickelten Myzel erhältlich, welche die Anlage einer Pilzkultur erheblich vereinfachen können.
Achtung!
Eine regelmäßige Reinigung ist unverzichtbar, um die Entstehung unerwünschter Pilzsorten zuverlässig vorzubeugen.
Pilze im Gewächshaus kultivieren in 7 Schritten
Um Speisepilze ohne ein vorbereitetes Pilzzuchtset erfolgreich zu kultivieren, sind insgesamt diese 7 Schritte notwendig:
1. Herstellung des Pilz-Pflanzbeutels
Ein Pilz-Pflanzbeutel besteht aus einem geeigneten Nährboden wie beispielsweise Stroh, welcher mit dem gewünschten Pilz veredelt wird. Diesen kannst du mit Hilfe der folgenden Materialien ganz einfach selbst herstellen:
- Klein geschnittenes Stroh (ca. 2 bis 10 cm lang)
- Große Plastikbox mit Deckel (mindestens 100 Liter Fassungsvermögen)
- Kartoffelsack oder Jutebeutel mit Löchern (diese kannst du auch selbst anbringen)
- Kalk (Kalkhydrat)
- Handschuhe
- Mehrere schwere Steine
- Alkohol zur Desinfektion
- Große Plastiktüren
- Pilzfäden (Myzel) des gewünschten Pilzes
- Luftdurchlässiges Klebeband
- Handelsübliches Klebeband
- Wasser (100 ml)
Sofern das Stroh nicht die gewünschte Länge besitzt, ist dieses mit einer Grasschere entsprechend zu zerkleinern. Bei Bedarf ist der ausgesuchte Beutel mit kleinen Löchern zu versehen. Gebe das Stroh anschließend in den Kartoffelsack bzw. in den Jutebeutel.
2. Pflanzbeutel einweichen
Zu deiner eigenen Sicherheit empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen. Mische 100 ml Kalkhydrat mit 100 ml Wasser in der großen Plastikbox und lege den vorbereiteten Pflanzbeutel in die Flüssigkeit ein. Achte darauf, den Beutel vollständig mit dem Gemisch zu bedecken. Falls notwendig, besteht die Möglichkeit, diesen mit Steinen zu beschweren. Lege dann den Deckel auf die Box. Lasse das Ganze nun für einen Zeitraum von 24 Stunden ruhen.
3. Pflanzbeutel trocknen
Entnehme den Beutel und hänge diesen zum Trocknen auf. Auf diese Weise ist deine Pilzkultur vor Schnecken sicher. Alternativ besteht die Möglichkeit, Bretter über eine Schubkarre zu legen und den Pflanzbeutel darauf zu platzieren. Die enthaltene Flüssigkeit tropft nun in die Schubkarre.
Indem du den Pflanzbeutel etwas zusammendrückst, kannst du das restliche Wasser ganz einfach herauspressen. Sobald das Stroh feucht, aber nicht mehr nass ist, ist der Vorgang abgeschlossen. Denn bei zu nassem Material besteht ein erhöhtes Risiko für Schimmelbildung.
4. Myzel ausbringen
Desinfiziere einen Tisch oder eine beliebige Arbeitsplatte mit Alkohol, ehe du das Stroh darauf ausbreitest. Jetzt ist es an der Zeit, das Stroh mit den gewünschten Pilzfäden (Myzel) zu mischen und in eine große Plastiktüte zu füllen. Im Anschluss ist die Tüte zu verschließen. Schneide danach horizontale Schlitze in die Verpackung, ehe du diese mit luftdurchlässigem Klebeband verschließt.
Tipp:
Für gewöhnlich gelten etwa 100 Gramm Myzel inklusive mit Pilzfäden bewachsenen Körnern pro Liter getrocknetem Stroh als ausreichend. Eine Faustregel besagt, dass je mehr Pilzfäden vorhanden sind, desto schneller dringen diese hindurch.
5. Pilzkultur lagern
Platziere die Tüte bei einer Temperatur zwischen 16 und 18 Grad Celsius an einem kühlen Platz im Gewächshaus. Der gewählte Standort sollte nach Möglichkeit recht dunkel und ohne direktes Sonnenlicht ausfallen. In Zeitungspapier eingewickelt ist sichergestellt, dass die Pilzkultur von jeglichem Lichtkontakt geschützt ist. Somit verläuft die Entwicklung der Pilzfäden ungestört. Jetzt bleibt abzuwarten, bis die Entwicklung der Pilzfäden abgeschlossen ist. An kontaminierten Stellen ist keine Veränderung zu erkennen.
6. Die Fruchtbildung
Haben sich die Pilzfäden ähnlich wie ein weißes Netz im gesamten Pflanzbeutel ausgebreitet, ist es Zeit für die Fruchtbildung. Platziere dann den Beutel an einen hellen Ort im Gewächshaus. Direktes Sonnenlicht ist allerdings weiterhin zu vermeiden. Klebeband und Zeitungspapier sind zu entfernen. Sobald die Pilze ausgewachsen sind, kannst du diese ernten.
Achtung!
Verwende im Rahmen der Wassergaben ausschließlich frisches Leitungswasser. Denn abgestandenes Wasser oder Regenwasser kann unter Umständen Krankheitserreger enthalten und der Pilzkultur dadurch Schaden zufügen.
7. Pflanzbeutel für weitere Pilzkultur vorbereiten
Verschließe die Löcher nun mit einem herkömmlichen Klebeband und lasse das Ganze für etwa 10 bis 14 Tage ruhen. Danach kannst du den Pflanzbeutel mit neuen Schnitten versehen.
Bilden sich im Beutel keine neuen Pilze, kannst du die Pilzfäden entweder erneut mit frischem Stroh mischen und somit neue Pflanzbeutel herstellen oder über den Kompost entsorgen. Die letzte Variante bietet dir die Möglichkeit, organischen Dünger für deine Gewächshaus Pflanzen herzustellen.