Ausgeizen
Immer wieder wird bei der Kultivierung von Obst- und Gemüsepflanzen das „Ausgeizen“ empfohlen. Was genau darunter zu verstehen ist, wann diese Maßnahme als sinnvoll gilt und wann diese durchgeführt werden sollte, erfährst du hier.
Was ist unter „Ausgeizen“ zu verstehen?
In den Blattachseln zahlreicher Obst- und Gemüsepflanzen bilden sich von Zeit zu Zeit überschüssige Triebe. Diese rauben der Pflanze Kraft und sind deshalb zu entfernen. Diese Triebe werden umgangssprachlich häufig auch als „Geiztriebe“ bezeichnet. Je nach Pflanzenart gilt das Ausgeizen als umstrittene Maßnahme. Somit solltest du stets auf die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Pflanze achten.
Bei umstrittenen Pflanzensorten kannst du selbst einen Test durchführen, ob ein Ausgeizen Sinn macht. Kultiviere hierfür zwei gleiche Pflanzensorten am selben Standort, wobei du bei einem Exemplar regelmäßig die Geiztriebe entfernst und das andere wild wachsen lässt. Je nachdem, wie das Ergebnis ausfällt, kannst du im Folgejahr abwägen, ob sich der Aufwand des Ausgeizens lohnt.
Warum ist das Ausgeizen wichtig?
Durch das Ausgeizen wird die jeweilige Pflanze dazu angeregt, ihre ganze Energie gezielt in die Ausbildung ihrer Früchte zu investieren. Dadurch lässt sich die Anzahl der Früchte sowie deren Größe steigern. Denn Geiztriebe erbringen keinen Ertrag und können daher entfernt werden.
An welchen Pflanzen sollte diese Pflegemaßnahme vorgenommen werden?
Grundsätzlich kommen für das Ausgeizen die Obst- und Gemüsepflanzen infrage, welche neue Triebe in den Blattachseln ausbilden. Die Blattachseln befinden sich jeweils zwischen dem Haupt- und Seitentrieb. Der Trieb selbst siedelt sich auf der Oberseite an. Nachfolgend findest du eine Übersicht mit den 5 gängigsten Pflanzen, bei denen diese Pflegemaßnahme für gewöhnlich durchgeführt wird:
Tomaten
Tomaten gelten im Hinblick auf das Ausgeizen als ein wahrer Klassiker. Hierbei gilt es allerdings zu beachten, dass Buschtomaten eine Ausnahme darstellen. Denn das Wachstum von Buschtomaten ist nicht mit dem von Stabtomaten vergleichbar. Somit kommen ausschließlich Tomatensorten infrage, die für ihren Wuchs einen Stab, eine Schnur oder ein Rankgitter als Stütze benötigen. Zudem bilden diese lediglich einen bis maximal zwei instabile Haupttriebe aus.
Für gewöhnlich können Stabtomaten eine Höhe von bis zu 2,50 m erreichen. Manche Gärtner begrenzen das Wachstum zugunsten des Ertrags allerdings auf fünf bis sechs Blütenstände. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Pflanze nicht unter dem Gewicht ihrer Früchte bricht.
Während der Sommermonate bilden Tomaten auch im Laufe der Erntezeit neue Blüten aus. Ab Ende August bzw. Anfang September gilt das Abknipsen als ratsam, da es der Pflanze nicht mehr gelingen wird, bis Saisonende neue Früchte auszubilden. Stattdessen verbraucht die Pflanze aber reichlich Energie, wenn du auf das Entfernen der Blüten verzichtest.
Gurken
Das Ausgeizen kann bei Gurken durchaus zu einer Ertragssteigerung beitragen. Vor allem im unteren Bereich der Pflanze gilt das Ausgeizen als sinnvoll, damit die ausgebildeten Früchte nicht auf dem Boden aufliegen. Andernfalls besteht eine erhöhte Anfälligkeit dafür, dass das Gemüse zu faulen beginnt oder sich die Haltbarkeitsdauer reduziert.
Paprika
Bei Paprika ist vor allem das frühzeitige Entfernen der Triebe aus den Blattachseln entscheidend. Diese Maßnahme sollte sogar schon bei Jungpflanzen vorgenommen werden. Optimal ist es, wenn die erste Frucht noch im unreifen Zustand geerntet wird. Dann wird die Pflanze dazu animiert, ihre gesamte Energie in die Ausbildung weiterer, großer aromatischer Früchte zu investieren.
Physalis
Bei Physalis gehen die Meinungen teils stark auseinander, ob sich ein Ausgeizen als sinnvoll erweist. Denn die Pflanze bildet in ihren Blattachseln manchmal genau die Triebe aus, woraus zu einem späteren Zeitpunkt Blüten und Früchte heranwachsen. Somit solltest du zunächst abwarten, ob die Triebe Blüten ausbilden oder daraus lediglich zusätzliche Seitentriebe entstehen. Ist Letzteres der Fall, kannst du die Geiztriebe mit einem scharfen Messer entfernen.
Wein
Möchtest du eigene Weintrauben in deinem Garten oder Gewächshaus kultivieren, ist das Ausgeizen vor allem in den ersten Jahren entscheidend. Dadurch lässt sich nicht nur der Ertrag steigern, sondern auch die gewünschte Wuchsform erzielen.
Soll die Weinrebe allerdings als Sichtschutz dienen, erweist sich das Ausgeizen als nur bedingt sinnvoll, da die Pflanze im Anschluss an diese Maßnahme einen Großteil ihres dichten Wuchs verliert.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Ausgeizen?
Grundsätzlich sollte das Ausgeizen an den Pflanzen so früh wie möglich erfolgen, da die Geiztriebe keinen Ertrag bringen und die Schnittwunden somit klein ausfallen und sich schnell schließen. Zudem werden dann nur wenige Nährstoffe und Energie in das Wachstum der Triebe investiert und die Pflanze wird frühzeitig zur Ausbildung von Trieben angeregt.
Achtung!
Je nach Pflanzenart ist der Knospenansatz nicht immer sofort erkennbar. Deshalb solltest du unbedingt die spezifischen Besonderheiten der jeweiligen Pflanze berücksichtigen.
Am produktivsten erweist sich diese Pflegemaßnahme während der Wachstumsphase von Juni bis September. Wichtig ist, dass diese fortlaufend im wöchentlichen Rhythmus wiederholt wird.
Das Ausgeizen selbst sollte möglichst in den frühen Morgenstunden erfolgen, um ein schnelles Trocknen der Schnittstelle zu gewährleisten. Zudem solltest du eine trockene Witterung bevorzugen.
Pflanzen ausgeizen – so geht‘s
Das Ausgeizen gilt als recht einfache Pflegemaßnahme, welche meist mit dem Daumennagel vorgenommen werden kann. Bei stärkeren Trieben empfiehlt sich der Einsatz eines scharfen Messers oder einer Schere.
Unabhängig davon, für welches Hilfsmittel du dich entscheidest, solltest du unbedingt auf dessen Sauberkeit achten. Andernfalls kann es passieren, dass Keime übertragen werden. Die Schärfe ist ebenfalls entscheidend, um einen sauberen Schnitt erzielen zu können.
Der Geiztrieb wird einfach abgetrennt, abgeknipst oder abgeschnitten. Da die Pflanzen durch diese Maßnahme weniger buschig wird und an Stabilität verliert, kann es mitunter erforderlich sein, das Gewächs mit Stäben oder einem anderweitigen Gerüst zu stützen.
Hat der Geiztrieb bereits eine Länge von ca. 10 cm erreicht, kann dieser als Steckling verwendet werden. Stecke diesen hierfür einfach in sandige Erde und halte das Ganze feucht.